Die Overwatch League ist eine noch sehr junge E-Sport-Liga, die erst im Januar dieses Jahres ihr Debüt feierte. Doch bereits seit der ersten von vier Phasen schreibt die Liga negative Presse und auch in der dritten Phase ist keine Besserung in Sicht. Ständig verhalten sich Spieler außerhalb der Liga daneben, so dass sogar BBC über die Overwatch League berichtete. Kann die Overwatch League mehr als Drama?
Was ist die Overwatch League?[]
Die Overwatch League ist eine E-Sport-Liga, die vom Spielentwickler Blizzard selbst an den Start gebracht wurde. Die Liga wurde auf der BlizzCon 2016 angekündigt und startete im Januar 2018. In der Liga spielen 12 verschiedene Teams gegeneinander, die jeweils eine Stadt vertreten – ähnlich wie es mit Fußballvereinen der Fall ist – und bis zu 12 Spieler in ihrem Roster haben. Die Liga ist in vier Perioden aufgeteilt, die jeweils fünf Wochen mit jeweils drei Spieltagen (Donnerstag bis Samstag) dauern. Jedes Match wird auf jeweils vier Karten gespielt (unabhängig vom Ergebnis), um alle Spielmodi abzudecken. Bei einem Unentschieden wird ein sogenannter „Tiebreaker“ auf einer Koth-Karte gespielt.
Drama League?[]
Bereits am 19. Januar wurde der ehemalige Spieler xQc für vier Spiele gesperrt und musste eine Geldstrafe von 2000 US-Dollar bezahlen, da er in seinem persönlichen Livestream seinen Gegner Muma verbal angriff. Sein Team suspendierte ihn sogar für die restliche Phase 1 der League. Im März wurde xQc erneut für vier Spiele gesperrt, da er beschuldigt wurde, Standard-Emotes auf Twitch auf eine rassistische Art und Weise verwendet zu haben und musste eine Geldstrafe von 4000 US-Dollar bezahlen. Kurz darauf gab sein Team Dallas Fuel, bekannt, dass man den Vertrag mit ihm aufgehoben hat. Das Team ist aber in noch viel mehr Drama verwickelt. Und obwohl es zunächst als Favorit in die Liga kam, befindet sich Dallas Fuel derzeit auf den letzten Plätzen. Der Spieler Taimou, ebenfalls bei Dallas Fuel, der aus der kompetitiven Szene von Team Fortress 2 übrigens lebenslang verbannt wurde, musste gleichermaßen eine Geldstrafe von 3000 US-Dollar bezahlen, da er homophobe Verunglimpfungen in seinen persönlichen Stream verwendete. Der nachträglich verpflichtete Spieler OGE wurde bereits vor seinem ersten Match für Dallas Fuel suspendiert, da er im Sommer 2017 Account-Boosting betrieben hat, was gegen die Nutzungsbedingungen von Blizzard verstößt. Aber auch über die Bestrafungen der Liga hinaus sorgte Dallas Fuel für Aufsehen. So äußerten Spieler mehrmals auf Twitter Unzufriedenheit darüber, wie die Trainingseinheiten laufen. Akm beschuldigt sogar seinen Teamkollegen Rascal, dass er ihn absichtlich schlecht dastehen lässt und sich unprofessionell verhält, da Rascal sich weigerte zu spielen.
Ende Januar zeigte der Profispieler Profit des Teams London Spitfire seinen Mittelfinger in die Kamera, welche gerade live übertragen wurde. Laut eigenen Aussagen war ihm dies nicht bewusst und er hat nur auf einen Witz seiner Teamkollegen reagiert. Blizzard verdonnerte Profit dennoch zu einer Geldstrafe von 1000 US-Dollar.
Silkthread, Spieler bei Los Angeles Valiant, wurde von Blizzard zu einer Geldstrafe von 1000 US-Dollar verurteilt, da er Account-Sharing betrieben hat, was durch die Nutzungsbedingungen untersagt ist.
Mitte März musste sich der Coach von Los Angeles Gladiators dafür entschuldigen, dass er versehentlich Spieler von Houston Outlaws „angerempelt“ hat. Dieser Vorfall wurde heiß diskutiert, da diese Entschuldigung von der Mehrheit der Fanbase als übertrieben angesehen wurde. Dies wurde dadurch verstärkt, dass xQc erst kurz zuvor, trotz lauter Gegenstimmen in der Community, wegen Benutzung eines Emotes suspendiert worden ist, was die Community als unverhältnismäßig empfand.
Anfang April wurde dann der Profispieler Dreamkazper, Spieler bei Boston Uprising, unbegrenzt aus der Liga suspendiert, da er beschuldigt wird, mehrfach mit minderjährigen Mädchen „Sextalking“ betrieben zu haben. Am darauffolgenden Tag gab Boston Uprising bekannt, dass man den Vertrag mit Dreamkazper aufgelöst hat.
Wie überzeugt die Overwatch League?[]
Die Overwatch League kann jedoch auch auf vielen Ebenen überzeugen. Das fängt bei den unfassbar guten Castern an: „Monte Cristo“ und „Doa“ sind zwei E-Sport-Veteranen. Die beiden zählten zu den beliebtesten Castern von League of Legends und casten Overwatch seit 2017. Sie haben mehrere Jahre in Korea gelebt und sind sehr mit der koreanischen Overwatch-Szene vertraut, was sehr hilfreich ist, wen drei Teams der Overwatch League komplett aus Koreanern bestehen und viele weitere Teams Mitglieder aus Korea haben. Das gibt ihnen die Möglichkeit, detailliert über die Vergangenheit der einzelnen Spieler zu sprechen. Monte Cristo und Doa schaffen es, die Spiele unterhaltsam zu begleiten und mit vielen Hintergrundgeschichten zu spicken – sogar aus der Zeit vor der Overwatch-Beta – und halten so die Zuschauer bei Laune. Aber auch die anderen Caster sind ausgezeichnet und die Analysten können sehr gut die komplexen Strategien einfach und verständlich erklären. Gerade der ehemalige Profispieler Reinforce kann viele Einblicke hinter die Kulissen gewähren.
Aber was mich am meisten überzeugt hat, ist die Qualität der einzelnen Spiele. Während andere E-Sport-Szenen von Koreanern geprägt sind, so können in der Overwatch League definitiv die westlichen Spieler mithalten. Die Spiele sind teilweise sehr knapp und nicht selten gehen sie 3:2 aus. Gerade das Finale der zweiten Phase war sehr spannend, da sich London Spitfire, New York Excelsior – zwei Teams, die komplett aus Koreanern bestehen – und Philadelphia Fusion für die Playoffs qualifiziert haben. Während New York Excelsior direkt für das Finalspiel qualifiziert war, mussten sich Philadelphia Fusion und London Spitfire ihren Platz erst erkämpfen. In einer spannenden 3-zu-2-Serie, die enger nicht sein könnte, konnte überraschenderweise Philadelphia Fusion den Sieg für sich entscheiden. Auch das Finale ging in die Verlängerung und New York Excelsior konnte das Spiel nach einem 2:0 mit 3:2 für sich entscheiden. Diese schwer einzuschätzenden Spiele sind immer wieder spannend anzusehen und zeichnen die Overwatch League für mich aus. Ich war im Vorfeld besorgt, dass die koreanischen Teams die westlichen komplett dominieren würden. Aber dem ist definitiv nicht so und die meisten Teams spielen auf Augenhöhe.
Was auch erwähnt werden sollte ist, dass Blizzard für die Overwatch League die „Zuschauer-Erfahrung“ visuell auf ein neues Level im Vergleich zu vorherigen Turnieren gebracht hat. Teams haben eigene Farben, damit man die Spieler auf dem Feld leichter unterscheiden kann. Auch die Replay-Funktion wird sehr häufig verwendet, um Duelle zu zeigen, die im Kampf nicht zu sehen waren. Das beste Feature ist aber vermutlich die Map, die die Positionen aller Spieler zeigt. So können Caster und der Analysetisch perfekt die Strategien der Teams erklären und zeigen, warum der Kampf ausgegangen ist, wie er ausgegangen ist.
Fazit[]
Die Overwatch League ist eine gelungene Liga, die einen sehr professionellen Livestream bzw. Cast hat und durch sehr spannende Spiele überzeugt. Lediglich das drumherum – das Auftreten der Spieler im speziellen – könnte noch etwas verbessert werden, auch wenn die ganzen Vorfälle der Liga bisher nicht geschadet haben.